Ich kann die Frage für mich beantworten: natürlich mag ich keine echten Zombies, aber das Thema begleitet mich mit einer gewissen Faszination, seit meine Eltern (beide Lehrer) im frühen Stadium ihres Schuldienstes „sicherheitshalber“ den Videorecorder der Schule in den Ferien mit nach Hause brachten (das Gerät hätte ja sonst gestohlen werden können!) und wir daher zu Hause am heimischen Fernseher Videofilme ansehen konnten.
Ich erinnere mich an die Abende, an denen ich mit beiden voller Freude vor der „Glotze“ saß und die Videofilme in mich aufsog, die sie in der VIDEOTHEK ausgeliehen hatten. Videotheken hatten damals ihre Geburtsstunde und hatten von Anfang an ein Schmuddel-Image, was natürlich zum einen an der obligatorischen Pornofilm-Ecke, zum anderen an den Horrorfilmen lag, die man sonst ja nirgends sehen konnte.
Eines Abends verließen meine Eltern die heimische Wohnung um einer Einladung Folge zu leisten und ich fragte meine Mutter, ob ich den Film sehen dürfte, den mein Vater ausgeliehen hatte. „Nein, auf gar keinen Fall!“, sagte sie und fügte mit Bestimmtheit hinzu, das wäre definitiv nichts für mich. Ich musste ihr hoch und heilig schwören, dass ich mir das nicht anschauen würde. „Okay“, antwortete ich, aber als sie weg waren, gewann schließlich doch die Neugier die Oberhand. Ich suchte die Kassette, fand sie (nicht gut versteckt) und schob sie in den Videorecorder.
Der Film, den sie enthielt, war George A. Romeros „Dawn of the Dead“ aus dem Jahr 1978. Für alle, die es noch nicht wussten: das „A.“ steht für Andrew – hatte ich mich schon lange gefragt und deshalb eben nachgeschlagen.
Wenn ich mir den Film heute ansehe, verstehe ich meine damalige Panik nach den ersten Minuten nicht mehr so ganz, aber ich erinnere mich noch sehr gut an das Gefühl in der Magengrube, als die Sicherheitskräfte in den Keller eindrangen, in dem die Bewohner eines Wohnhauses Ihre Toten aufbewahrten. Da die Toten – das war die Story des Films – nicht mehr wirklich starben, war ein Bestatten in dieser Form selbstverständlich illegal, weswegen die Polizei das Haus stürmte, um sich in Folge nicht nur den Angehörigen, sondern auch deren zum Leben erwachten Verstorbenen gegenüber zu sehen. In dieser Sequenz sah ich meinen ersten „Kopfschuss“ in einem Film und als dann die ersten Zombies torkelnd auf die Polizisten zuschwankten und zu beißen anfingen, stoppte ich das Band, spulte den Film zurück (so schlau war ich zum Glück noch) und legte die Videokassette wieder dahin zurück, wo ich sie gefunden hatte.
Einige Jahre danach sah ich „Dawn of the dead“ zum ersten Mal in voller Länge bei einem Videoabend mit Freunden. Ich war ein paar Jahre älter und in der Zwischenzeit war der fiktive Horror Romeros bereits der Realität gewichen: in „Gesichter des Todes“ konnte man seinerzeit bereits Sequenzen echter Todesszenen aneinandergereiht „auf Video“ sehen und ich rechne es mir heute noch positiv an, dass ich diesen oder andere Streifen in ähnlicher Machart bis heute nicht angesehen habe und darüber hinaus nicht das geringste Verlangen danach in mir trage.
Dennoch hat mich das Zombie-Szenario bis zum heutigen Tag nicht mehr losgelassen und ich habe immer wieder Filme dieses Genres angesehen und gegen die Umsetzung Romeros gespiegelt.
Was mich dabei immer wieder mitreißt, ist die Spannung, die aus der Herausforderung entsteht, in einer menschenfeindlichen Welt die Seinen und sich selbst zu beschützen und zu überleben.
Nicht, dass ich das jemals wirklich erleben wollte, aber ich finde diese Art Grusel und Spannung sehr unterhaltsam.
Wenn es Ihnen also ähnlich geht und Sie das 18.te Lebensjahr erreicht haben, dann kann ich Ihnen ein Triumvirat aus Comic, Film und Computerspiel empfehlen, das sich im gleichen Universum der „Lebenden Toten“ ansiedelt. Die Welt basiert auf der Comicreihe „The Walking Dead“ weswegen sie hier zuerst genannt werden sollte. Wer sich dazu etwas einlesen möchte, dem sei der zugehörige Wikipedia-Artikel ans Herz gelegt.
Mittlerweile gibt es 17 Bände, in denen eine fortlaufende Geschichte erzählt wird. Ich habe mich für das sogenannte Compendium 1 und 2 entschieden, da hier die Bände 1-8 und 9-16 enthalten sind. Ist etwas dick – jeweils ca. 1.000 Seiten – und hat von daher etwas Nachteiliges, wenn Text sehr weit innen zum Mittelfalz hin gedruckt wurde – hier falten sich die Seiten manchmal nur mit Druck ausreichend auseinander.
Die Comicreihe erzählt eine zusammenhängende Geschichte – im gleichnamigen Computerspiel wird eine Parallelhandlung erzählt, die weitgehend andere Charaktere in der Haupthandlung auftreten lässt.
Allerdings finden sich hier ebenfalls Hershel’s Farm und z.B. Glenn, der die Handlung bald verlässt „um seine Leute in Atlanta zu finden“ – wo er dann quasi in den Handlungsstrang des Comics, bzw. auch der TV-Serie eintritt.
Das Spiel erzählt die Handlung in 5 Epsioden und bietet ein extrem intensives Erlebnis, da alle wesentlichen Spielentscheidungen gefühlt vom Spieler selbst getroffen werden. Man steuert den Charakter des ehemaligen Lehrers Lee Everett und erlebt dessen Geschichte, sowie die seiner Begleiter. Jedesmal, wenn Dialoge anstehen, hat man mehrere Antworten zur Auswahl und muss teilweise unter Zeitdruck entscheiden, wie man antworten oder entscheiden möchte. Englisch sollte man daher gut beherrschen.
Zu guter letzt wurde nun die Comicreihe auch noch als TV-Serie verfilmt, wobei sich die Handlung zwar grob an den Comics orientiert, aber tweilweise gänzlich andere Bögen schlägt. Hier sterben teilweise Charaktere, die sich in den Comics nach wie vor quicklebendig bewegen und manch Handlungsstrang, der im Comic kurz und knackig erscheint, wird hier anders erzählt und deutlich ausgeweitet.
Das ist aber alles in allem überhaupt nicht problematisch, ich kam sowieso zuerst mit der TV-Serie in Berührung und lese nun, nachdem ich das Spiel gespielt und die beiden ersten Staffeln gesehen habe zum ersten Mal die Comic-Story. Und die ist an vielen Stellen total anders und überrascht mich somit des öfteren.So bleibt alles spannend und ich freue mich schon auf Staffel 3, die ich nun mit den 2.000 Seiten Comic gut überbrücken kann.
Also: wer Zombies mag, der schaue sich Comic, Spiel oder Serie einmal an, ich kann es nur wärmstens empfehlen.